Calbe – eine Kleinstadt an der Saale und ein früheres Zentrum der Tuchmacher – wurde nach dem 2. Weltkrieg zu einem wichtigen Produktionsstandort für Eisen.
Die noch junge DDR konnte aus politischen Gründen weder auf östliches noch westliches Eisenerzvorkommen zugreifen, und war somit gezwungen, eigene Kapazitäten für die Eisenproduktion zu schaffen. Die Erzlagerstätten im Harz mit geringem Eisenanteil mussten somit nutzbar gemacht werden.
Mit der Entwicklung des ersten und einzigen Niederschachtofens
konnte man so die minderwertigen Erze aus dem Harz verhütten.
Das Niederschachtofenwerk wurde in Calbe gebaut, weil die Erzlagerstätten nicht zu weit weg waren und genügend Wasser durch die Nähe der Saale zur Verfügung stand. Das Roheisen wurde in vielen Betrieben im In- und Ausland weiterverarbeitet.
Mit dem Bau des Werkes verbesserte sich die wirtschaftliche Lage der Stadt. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass das Verfahren trotz weiterer Entwicklungen der Niederschachtöfen auch in Zukunft nicht rentabel werden würde, da die Verhüttung der eisenarmen Erze zu viel Braunkohlenkoks benötigte. Die 10 Niederschachtöfen mit je rund 100 t Tagesproduktion benötigten einen hohen Arbeitskräfteeinsatz, und es gab
in Calbe keine weiterverarbeitende Industrie.
1970 wurde der Betrieb eingestellt und das Werk geschlossen.
Die 2500 Beschäftigten in Calbe und die 1000 Arbeiter in den Erzgruben wurden in neugeschaffenen Metallleichtbau-Kombinaten untergebracht.